"Die Schamanin - Salzkristall & Blüthenstaub"
Handlung
Herr Engel schlendert vor Arbeitsbeginn über den Markt von Dürrenberg, welcher sich langsam zu füllen beginnt. Er begrüßt den Schmied, das Marktweib und zahlreiche andere Markttreibende. Es ist Freitag, der 5. Mai 1934 und am nächsten Tag beginnt die Kurparksaison.
Mit seinem Freund, dem Wachtmeister, welchen man nie ohne seinen schweigsamen und ständig mit Essen beschäftigten Kollegen antrifft, tauscht er Sprüche und Weisheiten aus. Ein opulentes Bild wird gezeichnet von den Denkweisen, Sorgen und Nöten dieser Zeit. Mit Mutterwitz und dem örtlichen Dialekt werden die Zuschauer an den Pulsschlag der damaligen Zeit geführt.
Bei seinen Grabungsarbeiten im Kurpark findet Herr Engel zunächst rote Erde und dann sogar Knochen. Verzweifelt überlegt er, was nun zu tun sei, mit "dem Gopp" (Kopf), den er gefunden hat. In einer rasanten Persiflage auf das Beamtentum und das "weiterdelegieren" von Verantwortlichkeiten durchläuft der Protagonist (s)eine kleine Odyssee von Ereignissen und Emotionen.
Vom philanthropischen und ständig Zigarre rauchenden Meister, über dem vor Mutterwitz strotzenden Wachtmeister, bis hin zu dem antagonistischen, dem der Naziideologie verfallenem Wirrkopf eines Bürgermeisters, zeichnet das Szenenbild ein humoristisch bis nachdenklich machendes Bild.
Träumender Weise in das Mesolithikum katapultiert, lernt Herr Engel nun die Besitzerin der von ihm ausgegrabenen Gebeine persönlich kennen. Darstellerisch verbinden sich Wissen und Erkenntnisse der heutigen Zeit mit Vermutungen und Legenden. Natürlich wird eine Geistheilerin von Geistern und Fabelwesen begleitet. Zum einen ist da der chaotische, aber nie bösartige, mit einem kleinen Sprachfehler versehene Saaleelf. Ihm gegenüber ist Lotti, die quirlige und allem Neuen offen gegenüberstehende Salzfee.
Machtkämpfe und Überlebenswillen der Menschen im ausgehenden Zeitalter der Jäger und Sammler werden beeindruckend dargestellt.
Der zweite Akt beginnt mit dem Ende des siebenjährigen Krieges in Deutschland, der Region in der Stadt am Dürrenberg. 1763 drehten die Machthungrigen dieser Welt nach Leid, Not und Tod den politischen Status wieder auf Anfang. In dieser Zeit machten sich die Gebrüder Borlach in der Region einen Namen.
In dem ereignisreichen Jahr, in welchem nicht nur das Kriegsende, der Tod des sächsischen Königs August II und seines Ministers Brühl fiel, kam es zum Auffinden der Soolequelle in Dürrenberg. Nach 19 Jahren des Täufens (bergmannssprachlich für Schachten) nun endlich der Erfolg. Wie und wer das erste Solebad nahm und welchen Einfluss der Saaleelf und die Salzfee Lotti hatten, erfährt das Publikum mit dem gewohnten Augenzwinkern der Geschichte.
Der schon zu seinen Lebzeiten verkannte und oftmals in die "Romantiker-Ecke abgestellte" Georg Philipp Friedrich von Hardenberg betritt als eines der drei Alleinstellungsmerkmale der Stadt Bad Dürrenberg nun als Novalis die Bühne. Mit ihm natürlich die Liebes- und Leidensgeschichte um Sophie von Kühn. Die Tiefe der Seelenwanderung der beiden, die Geschichte von Heinrich von Ofterdingen, welche den Ruhm der blauen Blume ausmachte, berührt einfach. Und NEIN, es handelt sich weder um eine blau gefärbte Tulpe oder eine roséfarbene Rosenzüchtung, der man willkürlich den Namen Novalis verlieh.